Je mehr ich von dem Restaurant Ostu Di Djun in Castagnito erfahre und je häufiger ich da bin, desto mehr werde ich zum Fan. Obwohl und gerade weil der Besitzer Luciano schon sehr speziell ist, hat dieses traditionelle piemontesische Restaurant in der Nähe von Alba bereits eine riesen Bekanntheit und hervorragenden Ruf. Von einem Restaurant Geheimtipp im Piemont kann man da sicherlich nicht mehr sprechen. Jeden Abend ist es ausgebucht, sogar überfüllt, da viele Gäste nicht vorher reserviert haben. Mir ist es nach wie vor schleierhaft, wie er und sein Team (seine Frau Sonja und maximal 2 weitere „Helfer“) die Gästeschar bedienen…aber es klappt immer 🙂 .
Das Ostu Di Djun ist jeden Abend komplett voll – nur Sonntags ist Ruhetag
Wie bereits erwähnt, war ich diese Woche zwei Abende in der Küche des Ostu Di Djun und habe der Mama Francesca geholfen oder besser gesagt ihr über die Schulter geschaut. Als Dank für das „Rezepte Klauen“ hatte ich versprochen, einen Abend im Service im Restaurant zu helfen. Obwohl ich in meinem Leben schon gewisse verantwortungsvolle Positionen im Berufsalltag bewältig hatte, so war ich doch ziemlich aufgeregt und nervös, plötzlich im Restaurant mit zu bedienen und Bestellungen aufzunehmen und auch das Essen, sprich die Nudelgerichte aufzutischen, ohne die Gäste zu bekleckern (ist mir gelungen :-)) …und Luciano ist ein ziemlich strenger „Macho-Chef“, das kann ich wohl sagen. Obwohl er immer fröhlich ist, so kann er hinter den Kulissen auch ganz schön streng sein.
Es fing schon damit an, dass er jedem seiner Leute verbietet, bevor die Gäste kommen, eine Zigarette zu rauchen. „Das riecht der Gast sofort und das ist unangenehm für ihn“, so seine Erklärung, die ich total nachvollziehbar finde. Zum Glück bin ich kein intensiver Raucher und konnte daher gut darauf verzichten. Dann hatte ich an einem Tisch nach dem köstlichen Antipasti Gang mit eingelegten Paprika (Peperoni con salsa di tonno) versehentlich mit Gabel und Messer neu eingedeckt. Sofort hat er mich „freundlich“ zurückgepfiffen mit dem Hinweis „wofür denn wohl die Messer seien“, die müsse ich sofort wieder abräumen, denn seit wann isst man denn Nudeln mit dem Messer. So bin ich also wieder zu dem Tisch gegangen, habe höflich um Entschuldigung gebeten und die Messer wieder abgeräumt. Dabei hat mir einer der italienischen Gäste am Tisch zwinkernd zugeflüstert, dass das Luciano extra mache, um mich ein wenig zu ärgern und den Boss raushängen zu lassen. War mir schon klar, fand ich aber irgendwie auch lustig…. war ja nur für einen Abend 🙂 .
Alle piemontesischen Gerichte im Kopf zu behalten war gar nicht so einfach
So verging der Abend im Restaurant wie im Fluge, ich war total eingespannt und nervös, am schwierigsten fand ich es, zunächst aufzuzählen, was es alles zu essen gibt (und das sind immer extrem viele Gänge im Ostu Di Djun) und dann die Bestellung aufzunehmen. Das bedeutet nicht, alles aufzuschreiben, sondern sich alles zu merken, damit in die Küche zu gehen und dann die Bestellung aus dem Kopf an die Köchin Gabriella und die Mama weiterzugeben. Puh, da kam ich manchmal ganz schön ins Schwitzen, ob ich mir wohl auch alles richtig gemerkt hatte. Zum Glück ist das Publikum – sehr viele bekannte Weinbauern aus der Gegend – im Restaurant Ostu Di Djun extrem nett und lustig, und ich habe bisher dort keine meckernden oder negativen und unzufriedenen Gäste erlebt.
Ich muss aber sagen, alle in dem Team sind sehr professionell und haben mir mit viel Geduld alles erklärt und mir geholfen. Mein Respekt vor der Arbeit in einem Restaurant ist extrem gestiegen. Ein Abend in der Bedienung, d.h. von 19 Uhr bis 2 Uhr morgens auf den Beinen und immer in Bewegung und immer freundlich,…manchmal ganz schön anstrengend. Selbst die fast 70 jährige Mama von Luciano steht bis Mitternacht in der Küche. Aber Sonja, die Frau von Luciano hat mit ihrem Team dort alles hervorragend im Griff und einen genialen Überblick, wer was bekommt und wann was fertig zu sein hat… die Gäste danken das immer, denn die meisten sind Stammgäste entweder aus der Gegend oder aber Urlaubsgäste vorwiegend aus der Schweiz und Deutschland (manchmal auch weit und exotisch aus Australien oder Amerika), die immer wiederkommen und jedes Mal mit Küßchen Küßchen von Luciano ganz persönlich begrüßt werden.
Das alles nur so am Rande, denn der Hauptgrund für das regelmäßige Wiederkommen ins Restaurant Ostu Di Djun im Piemont ist sicherlich das tolle Essen und die Magnum Flaschen Barolo oder Barbaresco oder Barbera von bekannten und auch kleineren Weinbauern, die den ganzen Abend von Tisch zu Tisch wandern. Über die Rezepte und die Tipps aus der Küche berichte ich beim nächsten Mal…. Eines aber noch vorweg… obwohl alle Gerichte extrem schmackhaft und würzig sind, verwendet Mama Francesca keine Zwiebeln oder keinen Knoblauch. „Da gibt es viel zu viele Allergien und darauf habe ich keine Lust, dass dann der ein oder andere einen Anfall bekommt“, so erklärt sie mir lächelnd. Obwohl auch sie lieber mit Knoblauch isst, bleibt sie da in der Küche konsequent, erzählt sie mir.
P.S. und keine Angst vor der Rechnung hinterher, die Preise sind total fair für eine derartig gute und reichhaltige Piemont Küche inklusiver vieler Spitzenweine aus der Gegend. Grüßt Luciano bitte ganz herzlich von „bellabionda“, wenn ihr da seit 🙂
Kleine Übersetzungshilfe:
- peperoni – Paprika
- tonno – Tuhnfisch
- quaglie – Wachteln
- tajarin – typische Bandnudeln aus dem Piemont
- porcini – Steinpilze
- tartufo bianco- weißer Trüffel
- dolci – Nachtisch
- budino – eine Art „Panna cotta“ aus dem Piemont
- fonduta – bestimmer Schmelzkäse aus dem Piemont
Weitere Piemont Tipps, Restaurant Tipps und Weintipps findet ihr in anderen Berichten von mir.
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Hallo Regina,
wir waren am letzten Freitag auch da und haben den Abend in vollen Zuegen genossen – Essen und Weinverkoestigung sind vom Feinsten…und auch beim Preis waren wir anschliessend sehr angenehm ueberrascht!
Der Abend war schon fuer uns als Gaeste ein Erlebnis (wir wohnen in Italien aber ist selbst fuer hiesige Verhaeltnisse ungewoehnlich) da kann ich mir vorstellen dass es fuer Dich eine „Lebenserinnerung“ bleibt. Luciano war uebrigens auch zu seinen anderen Mitarbeiterinnen sehr streng und Messer auf- und abraeumen lassen – auch bei uns am Tisch!
Also, guten Appetit und ich bin schon gespannt auf Deine Rezepte (gerade die Peperoni con salsa di tonno!!!) und Tipps!
Ciao e tanti saluti, Stefan
Liebe Regina
Auch wir haben uns sehr gefreut, die „Bionda“ hinter dem Blog live zu erleben 🙂 hatten einen tollen Abend und werden bestimmt wieder zu Luciano gehen. Es war ein Genuss par excellence! Das Foto von Euch werden wir Dir baldmöglichst zustellen. Machs gut und bis vielleicht ein andermal im Piemont, Daniela & Fabio aus der Schweiz
Hallo Daniela, das freut mich sehr 🙂 war wirklich ein Erlebnis! Gutes Einleben nach den „Essens- Gelagen“. Ich bin Ende Oktober wieder im Piemont 🙂 Freu mich auf das Foto und bis bald wieder bei Luciano oder im „Dai Bercau“ 🙂 Regina