Es ist schon ein bisschen her, dass ich mal wieder eine meiner lustigen italienischen Alltagsgeschichten geschrieben habe. Besonderes diese Art von Erzählungen lockt doch immer einige Italiener mit Deutschkenntnissen dazu, meine Artikel zu kommentieren :-). Diesmal geht es um die Art und Weise, wie Italiener mit viel Geduld und Ausharre-Vermögen Lösungen finden bzw. abwarten, bis Probleme sich von selbst lösen.
Was genau ich meine? Ich werde mal ein paar Beispiele aufführen, die mich inzwischen nur noch zum Schmunzeln bringen, die mich aber am Anfang echt aufgeregt haben….vielleicht bin ich ja schon zur Italienern „mutiert“ :-).
1) Die Entsorgung meiner alten Waschmaschine in der Toskana. Mein Vermieter hatte mir netterweise eine neue Waschmaschine gekauft (wobei ich diese aussuchen, kaufen, die Anlieferung organisieren und zunächst auch bezahlen musste 🙂 – habe dann aber nach mehrmaligem charmanten Nachfragen, das Geld doch wiederbekommen). Er versprach mir auch, sich um die Entsorgung der alten Waschmaschine zu kümmern, ich solle doch nur die Leute, die die neue liefern, darum bitten, die alte unten vor das Eingangstor zu stellen. Mein Vermieter würde dann GEOFOR (die toskanische Müllentsorgung, so etwas wie Sperrmüll und Müllabfuhr in einem) informieren und die würden dann die Waschmaschine kostenlos abholen und entsorgen. Das alles geschah im September 2009! Tja, was meint ihr wohl, wie lange die alte Waschmaschine dort unten neben der Hecke lag? Im April 2010, als sie kaum noch zu sehen war, da die Hecke langsam darüber gewachsen war, wurde sie entsorgt, aber auch nur, weil ein Parkplatz an der Stelle gebaut und aufgeschüttet wurde und sie da wohl tatsächlich im Weg lag :-). Wer weiß, sonst wäre sie heute wohl noch dort und von der Hecke komplett vereinnahmt :-).
2) Diese Geschichte ist eigentlich noch viel besser. Seit der ersten Woche, in der ich hier in der Toskana in Vicopisano lebe, das ist nun schon fast 2 Jahre her, ist eine der Gartenlampen, die den Weg zu „Meiner Villa“ beleuchten, kaputtgegangen. Und zwar so kaputt, dass das Glas des Lampenschirmes zerbrochen ist, und der Lampenfuß fast aus dem Boden gerissen ist. Das Glas lag/liegt überall herum. Wahrscheinlich hat einer meiner Nachbarn beim Transport oder Umzug die Lampe ausversehen umgehauen und dabei zerbrochen. Was soll ich sagen, die Lampe liegt immer noch so kaputt am Wegesrand, einziger Unterschied, der Lampenkopf, wo die kaputte Glühbirne drinsteckte ist nun mit Klebeband abgeklebt, ansonsten ist alles wie am ersten Tag (vor 2 Jahren!). Nein, nicht ganz, denn auch hier hilft die Natur. Durch die Hecke und die Kräuter und den Rasen wächst sich langsam alles zu und ist kaum noch zu erkennen. Meine Vermieter hatte ich mal gleich zu Anfang darauf hingewiesen und wurde dann vertröstet mit, das regeln wir so bald es geht. Wie gesagt, die Natur löst dann in Italien die meisten Probleme auf ihre Art. Die Lampe ist heute noch halb verdeckt am Wegesrand und es kümmert keinen. Ich nenne das mal „maniera italiana“ (italienische Art und Weise).
3) Noch eine lustige Geschichte: zu Beginn des Sommers wollten meine Vermieter die Wohnung unter mir für Urlauber vermieten und hatten wohl den Hinweis bekommen, das ginge nur, wenn sie einen Pool hätten…. Gesagt getan…ein Pool musste her. Nun ja, die Lösung war dann eine große Plastikbadewanne (wie eine der Urlauberinnen es nannte). Eine Plastikwanne mit den Durchmessern von 2×3 Metern (schätze ich), hellblau, aufgestellt auf einem extra dafür frisch gegossenen Betonboden in einer Ecke des Gartens. Die eigentliche Geschichte ist aber, dass dies in einem Teil des Gartens aufgestellt wurde, der eigentlich uns Mietern zugesprochen war (die festen Mieter der Villa). Um nun diesen Teil des Gartens mit dem schönen hellblauen Plastikpool von uns „festen Mietern“ abzugrenzen, wurde eine Hecke „aufgestellt“, oder ich sollte besser sagen, sollte wohl eine Loorbeer Hecke gepflanzt werden. Dafür wurden Loorbeer Büsche gekauft, die dann in den Töpfen nebeneinander aufgestellt wurden, sicherlich in der ursprünglichen Idee, diese dann auch mal einzupflanzen. Das alles geschah im Juni diesen Jahres. Seit dem stehen die armen Pflanzen in den viel zu kleinen Töpfen und vertrocknen langsam vor sich hin. Sie wurden einfach nicht eingepflanzt, obwohl es einen Gärtner gibt, sondern stehen nun so herum, wie sie wohl angeliefert worden sind. Schräg gegenüber dieser „erdachten Hecke“ wurde ein Berg mit Pflanzenmüll, Hölzern, alten Büschen (inzwischen auch Zeitungen und altem Papier etc.)) errichtet, der dann wohl mal verbrannt werden sollte. Kein sehr schöner Anblick so direkt am Eingang zur Villa. Aber auch hier ist nun nach fast 5 Monaten die Natur aktiv geworden und hat diesen „Müllberg“ langsam überwuchert….wer weiß, wie das dann im nächsten Jahr aussieht :-).
Das sind zwar amüsante Geschichten, aber irgendwie auch traurig, denn die Villa in Vicopisano ist so wunderschön gelegen und verkommt so langsam vor sich hin. Schade, wenn man bedenkt, wie lässig die Italiener für alles eine Lösung finden….Manchmal sind die Italiener doch noch sehr anders….
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Hallo Regina,
finde diese Geschichten gar nicht so italienisch, könnte auch alles gut und gerne bei uns in Berlin passiert sein! ;o))
Liebe Grüße!