Gestern hatte ich großen Appetit auf eine Kartoffel mit Kräuterquark. Knoblauch, Rosmarin, Salbei und wilder Fenchel und andere Kraeuter direkt aus dem Garten in der ToskanaEigentlich kein Problem denkt man sich als Deutsche, aber wenn man in Italien lebt, ist das gar nicht so einfach. Zum einen, weil es keinen klassischen Quark in Italien in den Supermärkten gibt (bzw. keiner den Begriff Quark kennt), zum anderen, weil die Italiener  frischen Schnittlauch nur selten verwenden.

Kartoffeln mit Kraeuterquark kennt man in Italien nicht

Nachdem ich in meinem Lieblingssupermarkt PAM einen Beutel neue Kartoffeln (ja ja ja im März gibt es in Italien schon neue Kartoffeln) gekauft hatte, machte ich mich auf die Suche nach frischem Schnittlauch. Nichts zu machen! Ich bekam dann von einem Angestellten auf meine Frage, wo ich denn Schnittlauch finden würde, die Aussage, wenn überhaupt, dann bei den getrockneten Kräutern. Das hat mich aber irgendwie nicht so zufriedengestellt. Ich kaufte daraufhin lieber einige Lauchzwieblen, eine kleine Abwandlung für meinen angedachten Kräuterquark.

Aber die größere Herausforderung kam noch auf mich zu; Speisequark in Italien zu finden. Keine Chance. Gibt es nicht. Ich bin dann kreativ geworden und habe griechischen Joghurt und Philadelphia Käse gekauft und ein wenig Ricotta Käse. Das alles habe ich dann zu Hause zusammengemengt und mit Salz, Pfeffer und ganz klein geschnittenen Lauchzwiebeln verfeinert. Ich wollte das abends zu meiner gekochten Kartoffel essen.

Frische Kraeuter wachsen wie Unkraut direkt vor der Haustuer in der Toskana

Am Nachmittag des gleichen Tages war ich wiedermal bei meiner Freundin Jacki in dem wunderschönen Ort Palaia mitten in den toskanischen Hügeln und erzählte ihr von meinen „Gelüsten“ auf Kräuterquark und den Frust, dass ich in Italien keinen Lauch und keinen Quark finden konnte. Da meine Freundin Engländerin ist, konnte sie mich besser verstehen und kannte auch Quark und die Verwendung von Lauch. Sie musste aber ein wenig lachen, als ich ihr erzählte, wie verzweifelt ich im Supermarkt nach Lauch gesucht habe. Ihr Sohn bekam die Unterhaltung von uns beiden mit und verschwand kurz im Garten. Ein paar Minuten später kam er freudestrahlend mit einem großen Büschel Schnittlauch in der Hand in die Küche. Er zeigte mir daraufhin auf mein ungläubiges Lachen wo im Garten und auf den Feldern überall Lauch wild wächst. Ich war platt. Das hatte ich noch nie gesehen. Aber jetzt, wo ich es weiß, sehe ich überall am Wegesrand und auf den Feldern büschelweise Lauch wachsen und werde mich zukünftig einfach bedienen. Genial, da ist es auch zu verstehen, warum man den im Supermarkt nicht findet. Meine abgewandelte Kräuterquark-Kartoffel wurde dann doch noch zu einem vollen Genuss-Erfolg mit frisch gepfücktem Schnittlauch.

Eine Lorbeerhecke im Garten in der Toskana

So ähnlich ist es mir auch gegangen, als ich kurz vor Weihnachten in der Toskana Lorbeerblätter im Supermarkt gekauft hatte, ein kleiner Beutel mit ca. 10 Blättern. Als meine Nachbarin in Vicopisano sah, was ich gekauft hatte, schüttelte Lorbeerblaetter aus dem Garten in der Toscanasie nur verständnislos den Kopf. Wir standen gerade beide im Garten vor unserer „Villa“, in der wir wohnen, als sie sagte, ob ich mich denn mal im Garten genauer umgeschaut hätte. Es stellte sich dann heraus, dass die gesamte Hecke im Garten, direkt vor meiner Nase, eine Lorbeerhecke war, d.h. ich hätte nur ein paar Blätter vor der Haustür abpflücken müssen anstelle im Supermarkt einen Beutel für relativ viel Geld zu kaufen. Nun musste ich selber schmunzeln über mein typisches „Städter-Verhalten“, denn ich hatte in der Tat noch nie eine Lorbeerhecke in freier Natur gesehen und mir war auch gar nicht klar, dass die überall in der Toscana wild wächst. Jetzt weiß ich es und jetzt weiß ich auch, warum es in unserem Garten in der Toskana immer so herrlich duftet. Es ist schon toll, wenn man alles direkt vor der Haustür findet und sich einfach nur bedienen muss, was die Natur denn so in bella Italia zu bieten hat.

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