Ich habe darüber zwar schon das ein oder andere Mal geschrieben, aber die Pünktlichkeit der Italiener bzw. die Unpünktlichkeit bringt mich nach wie vor zur Weissglut. Ich bin nun wirklich nicht die super Pünklichste, aber was hier in Italien so unter Verabredungen und Pünktlichkeit verstanden wird übersteigt nach wie vor mein Verständnis. Nun bin ich ja schon seit Jahren Italien Fan und fühle mich in vielen Dingen auch schon sehr italienisch, aber bei diesem Punkt bin und bleibe ich wohl deutsch.

Die Villa in Vicopisano Toskana

Die Villa in Vicopisano Toskana

Letzten Freitag hatten mein Mann und ich eine Verabredung um 17 Uhr mit unseren Vermietern in unserer Wohnung in der Villa in Vicopisano. Dazu muss ich sagen, dass die Vermieter, zwei Brüder in der Wohnung unter mir wohnen, also definitiv keine lange Anreise haben. Mein Mann und ich sind um 16 Uhr aus Hamburg in der Toskana angekommen und hatten bei unserer Ankunft die beiden schon unten vor der Haustür getroffen. Wir haben uns herzlichst begrüßt und dann gesagt, wir sehen uns ja gleich. Tja, wir haben uns schnell umgezogen, eine Flasche köstlichen Spumante von Deltetto als Aperitif aufgemacht und saßen dann um 17 Uhr in der Wohnung und….warteten. Es wurde 18 Uhr, 19 Uhr,…wir konnten die beiden unten im Garten sehen und ab und zu haben sie auch hochgesehen, aber es passierte nichts. Um 20 Uhr sind wir dann zum Essen gefahren und mußten immer noch Kopfschütteln über dieses Verhalten.

Pünktlichkeit scheint ein Fremdwort für Italiener zu sein

Am nächsten Morgen ist dann einer der Vermieter wieder nach Florenzwunderschöne Toskana bei Palaia abgefahren, wo er die meiste Zeit lebt. Nachdem ich auch den ganzen Samstag nichts gehört hatte, habe ich dann eine kurze Mail an den Vermieter geschrieben, ganz diplomatisch und freundlich (ist mir nicht leicht gefallen :-)) und habe gefragt, wann wir uns denn mal sehen oder sprechen könnten, es wäre ja schade, dass es am Freitag Abend nicht geklappt hätte, denn ich habe wirklich ein paar dringende Anliegen mit der Wohnung (Waschmaschine kaputt, Fenster undicht usw.). Nach 2 Tagen bekam ich dann eine Antwort, ich solle doch mal zu dem anderen Bruder, der noch bis Ende der Woche in Vicopisano sei runtergehen und mit ihm alles besprechen.

Ok, dachte ich, versuche ich es noch mal. Ich habe dann mit dem anderen Bruder ausgemacht, dass ich gestern um 17.30 Uhr zu ihm runter komme und wir dann alles besprechen…..na, was meint ihr wohl…. Ja, um 17.30 Uhr war natürlich niemand da. Um 18.30 Uhr kam er dann nach Hause, winkte mir kurz fröhlich zu und rief nach oben zu meinem Fenster, ich solle doch runter kommen, wann es mir passt. Tja, so ist das hier. Ich bin also runtergegangen und habe dann nett und gemütlich für 2 Stunden mit ihm vor dem Kamin gesessen, ein bisschen über das Leben philosophiert und ganz nebenbei dann auch die Probleme mit der Wohnung angesprochen. So läuft das hier in Italien. Viel Reden und Reden und Uhrzeiten, Pünktlichkeit, Termine, das alles scheint oder besser gesagt ist in Italien nicht zu ernst zu nehmen. Aber nicht, dass ihr glaubt, ich hätte damit die Probleme mit der Wohnung gelöst, das kann nun auch wieder Wochen dauern.

Morgen ist nie morgen in Italien

Es ist sehr schwer, sich daran zu gewöhnen, vor allem als Deutsche, denn so ist oft auch die Arbeitsmoral in Italien. Ich bekomme immer wieder lautes Gelächter von meinen italienischen Freunden oder Geschäftspartner zu hören, wenn ich erzähle, dass wir Deutschen unter „wir hören dann morgen voneinander“ auch wirklich „morgen“ meinen. Das stößt immer auf völliges Unverständnis, denn ein Italiener sagt zwar „ci sentiamo domani“ (was übersetzt das gleiche heißt), was für den Italiener aber immer bedeutet, irgendwann in den nächsten Wochen. So habe ich oft am nächsten Tag bei den entsprechenden Personen angerufen und erwartete eine Antwort (wie besprochen, dachte ich) und die andere Seite war immer völlig überrumpelt, dass ich mich schon am nächsten Tag melde und hatte natürlich keine Antwort für mich. An ein paar Dinge in diesem wunderschönen Land werde ich mich einfach nie gewöhnen!

Weitere Berichte aus meinem Leben in Italien findet ihr in verschiedenen anderen Erfahrungsberichten in meinem blog.

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