Gestern musste ich zu einem Geschaeftstermin nach Rom. Bin wie immer mit der italienischen Bahn (trenitalia) gefahren, und muss gestehen, zum ersten Mal pünktlich angekommen.
In Rom Termini ausgestiegen, empfingen mich sage und schreibe 30 Grad, und das Ende September, kaum zu glauben. Ich in meinem Business Outfit war sofort verschwitzt. Was ich aber so liebe, wenn ich in Rom ankomme, neben dem tollen Wetter, sind die fröhlichen und emotionalen Römer. Schon der Taxifahrer empfing mich mit einem herzlichen Willkommen und fing gleich an zu erzählen. Wie ungewöhnlich heiß es doch sei, wie voll die Straßen heute seien, wie viele Italiener in der Stadt Geld ausgeben, obwohl sie angeblich alle in der Krise sind etc. Abschließend zu seinem Monolog meint er noch, was typisch sei für die Italiener ist die Tatsache, dass sie sich immer beschweren und meckern…aber dennoch nichts ändern. Lustig, dachte ich, das gleiche macht er doch auch gerade.
Süditalienische Sprichwörter während der Taxifahrt
Nachdem ich dann stöhnte, dassa es ja wirklich noch unglaublich heiß in Rom und man noch ganz schön ins Schwitzen käme, fing er an, mir ein altes neapolitanisches Sprichwort von seiner Oma zu erzählen: „solo un uomo che puzza è un vero uomo (das ist zwar jetzt italienisch und kein neapolitanisch – aber neapolitanisch kann ich nicht schreiben – gemeint ist „man ist nur ein echter Mann, wen man auch stinkt“…nunja…ich glaube, er hat sich auch an das Sprichwort gehalten. Dennoch war er ein super netter und unterhaltsamer römischer Zeitgenosse. Er hatte noch eine lustige italienische Weisheit für mich parat: es wäre angeblich wissenschaftlich untersucht worden, dass die Menschen, die viel gestikulieren, auch eine höhere Intelligenz hätten und umgekehrt. Nachdem ich ihn dann fragte, ob das eine Studie sei, die von Italiener erfunden wurde, lachte er nur…
Campo Dei Fiori im Herzen von Rom
Als ich dann bei meiner Unterkunft am Campo dei Fiori ankam, war ich richtig traurig, nicht weitere lustige Geschichten von ihm zu hören. Nach dem Einchecken in meinem kleines B&B „Residenza Navona First“, das von aussen ein wenig ungewöhnlich und unscheinbar aussah, aber drinnen sich als sehr gemütlich und nett zeigte, ging ich noch kurz über den Marktplatz am Campo dei Fiori, bevor ich dann zu meinem Termin musste.
Aber auch am Campo dei Fiori wurde ich wieder von der Redseligkeit und Herzlichkeit der Süditaliener überrascht. Ich blieb an einem Schmuckstand stehen (wie sollte es auch anders sein) und schaute dem Italiener zu, wie er mit Zange und Silberdraht extrem schöne Ringe und Armbänder anfertigte. Natürlich wurde ich auch wieder bei einem Ring schwach…da sprach mich der „Künstler“ an und fing an zu erzählen von einer Signora, an die ich ihn erinnere, die er vor vielen vielen Jahren kennengelernt hätte, da sie sich einfach zu ihn an den Stand auf den Boden gesetzt hätte und ihm zuschaute. Sie hätte dann über Stunden bei ihm auf dem Boden gesessen und sich mit ihm unterhalten bzw. versucht sich zu unterhalten, da sie Deutsche war. Das wäre natürlich die Attraktion für alle Umstehenden gewesen und er war total happy. Als ich ihm sagte, ich sei auch Deutsche, strahlt er mich an und fing sofort an, mir ein Geschenk anzufertigen.
Ein spontanes Geschenk am Campo Dei Fiori in Rom
Er sah meine Kette, an der bereits einige Anhänger hingen und meinte, er würde mir gerne noch einen schönen Anhänger schenken. Schon fing er an mit seinem Draht und einigen Perlen einen Stern zu kreieren, den er mir dann freudestrahlend als Geschenk überreichte. Ich war total platt und glücklich, denn der Stern ist sehr hübsch geworden und hängt jetzt an meiner Kette um meinen Hals. Zum Abschied meinte er noch, ich sei ein Mensch mit großem Herzen und er wünsche mir viel Glück in meinem Leben. Ich war gerührt und bin nur schweren Herzens gegangen, da ich nun wirklich zu meinem Termin musste.
Auch wenn ich die Toskana und ihre Bewohner sehr mag, so sind die Römer doch noch eine große Spur herzlicher, offener, redseliger und emotionaler. Ich mag das.
P.S.: das Einzige, was mich ein wenig gestört hat, war die Tatsache, dass ich am selben Tag in Rom gleich 3 Mal angesprochen wurde, ob ich denn aus Milano käme, mein Italienisch hätte einen mailänder Akzent. Einerseits ein Kompliment, dass ich keinen deutschen Akzent mehr habe, anderseits ist ein mailänder Akzent immer als „snobby“ gesehen und wird gerade in Süditalien nicht gerne gemocht.
Übersetzungshilfe:
- Campo – Platz
- Fiori – Blumen
- Termini – Hauptbahnhof in Rom
- Milano – Mailand
- Roma – Rom
- uomo – Mann
- puzzare – riechen (eher stinken)
- buono – gut
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