Man kann es kaum glauben, wenn man so durch die kleine hübsche Stadt Bra schlendert und in die Schaufenster schaut. Es war Freitag und gerade Markt und die Stimmung bei milden 18 Grad war unglaublich schön und lebendig. Aber hier in Mitten des Piemont in diesem kleinen, recht unbekannten Ort, den „außerhalb Italiens“ wahrscheinlich kaum jemand kennt, ist 1986 Slow Food gründet und befindet sich das erste Slow Food Restaurant „L´Osteria del Boccondivino“. Slow Food zählt bereits 40.000 Mitglieder. Es ist eine gemeinnützige Vereinigung, die sich international als Ziel gesetzt hat, die Kultur des Essens und Trinkens zu erhalten und zu pflegen.
Fast in jedem Land gibt es inzwischen einen Slow Food Verein, der eine regelrechte Bewegung ausgelöst hat. Das Symbol dieser Vereinigung ist eine Schnecke. Einer der Gründer von Slow Food in Italien hat uns erklärt, dass der Begriff aufgrund der überall verbreiteten Fast Food Gesellschaft entstanden ist. Man wollte einfach dem Verfall der „Essens-Kultur“ entgegentreten und hat deshalb diese Slow Food Vereinigung gegründet. Inzwischen gibt es in Pollenzo, in der Nähe von Bra, auch im Piemont, sogar eine Universität der Gastronomischen Wissenschaft, die von Slow Food betrieben wird und wo die Studenten aus aller Welt die Einzigartigkeit der nationalen Lebensmittel und ihrer Herkunft studieren können. (In einem nächsten Leben von mir, werde ich bestimmt auf diese Uni gehen, das wäre ein Traum von mir).
Slow Food Restaurant L´Osteria del Boccondivino in Bra hat das beste Panna Cotta
Ich wollte aber eigentlich von dem Restaurant Boccondivino in Bra erzählen. Es ist das erste Slow Food Restaurant in Italien und liegt in einer kleinen Seitenstrasse im Zentrum von Bra, etwa 40 Minuten von Alba entfernt (L’Osteria del Boccondivino, BRA (CN) in Via Mendicità, 14, Tel.: +390172.425674, Ruhetag montags und dienstags, im Oktober und November nur montags). Es lohnt sich auch so mal aus Ausflug an einem Piemont Wochenende oder Urlaub. Die Ostria Boccondivino ist immer voll (also vorher reservieren“) und man isst dort traditionell piemontesische Gerichte. Ganz nach der Philosophie von Slow Food bekommt man nur Gerichte mit regionalen Zutaten und ohne „Schnick-Schnack“ oder Geschmacksverstärker oder Beilagen, die erst importiert werden müssen. Die Küche ist wirklich „einfach“ aber extrem köstlich.
Wir waren vor 2 Tagen mittags dort – spontan (mussten 1 Stunde auf einen Tisch warten) und wollten nur eine Kleinigkeit essen, da wir abends auch noch eine Essens-Verabredung hatten. Die Kleinigkeit war dann jeweils ein Menü mit 3 Gängen 🙂 . Der Freund von uns hat sogar 4 Gänge daraus gemacht. Er hat zum Nachtisch gleich zwei Panna Cotta gegessen.
Ich muss auch zugeben, die Zuppa di Ceci (Kichererbsen Suppe) war sensationell lecker, dann das Kaninchen in süß sauer und zum Schluss die Panna Cotta. Ich habe auch noch nie in meinem Leben eine so gute Panna Cotta gegessen. Cremig, nicht so fest, war dieser Nachtisch ein echter Genuß. Wir mußten unseren Freund zurückhalten, dass er nicht noch eine dritte Panna Cotta bestellte.
Empfehlung: das Buch Osteria D´Italia von Slow Food
Das Boccondivino in Bra ist wirklich ein traditionelles Piemont Restaurant mit hervorragender Küche. Preise sind im mittleren Segment und fair. Die Weinauswahl ist riesig. Der Service ist perfekt, auch wenn ab und zu mal ein Lächeln der Bedienung nicht schaden würde. Übrigens, wer gerne Käse isst, sollte unbedingt den gemischten Käse Teller im Boccondivino essen, das ist ein Erlebnis.
Ein kleiner Stopp in Bra lohnt sich also, neben der Osteria Boccondivino gibt es dann noch ein Slow Food Geschäft, in dem man Bücher und Zutaten kaufen kann. Die Bücher Osteria D´Italia sind übrigens hervorragend, da sie all die Restaurants und Trattorien und Osterien in Italien aufführen, die sich der Slow Food Vereinigung angeschlossen haben. Ich habe noch bei keinem der Tipps eine Enttäuschung erlebt, alles waren super und perfekt beschrieben.
Weitere Piemont Tipps findet ihr in anderen Artikeln von mir.
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