Da hatte ich doch in spontaner Euphorie – mitten im Mai – alle meine Nachbarn in der Toskana zum deutschen Spargelessen eingeladen.
Ich hatte allen versprochen, dass ich von meinem nächsten Aufenthalt in Deutschland genügend weißen Heide Spargel plus echtem Heide Schinken mitbringe und wir dann abends alle zusammen in unserem Apartment in Vicopisano, mitten in der Toskana, einen deutschen Spargel Abend veranstalten.
Alle waren scheinbar begeistert aber man sah ihnen auch an, dass sie skeptisch waren… denn es gibt hier in der Toskana keinen weißen Spargel, sondern nur grünen. Die meisten hatten also keine Ahnung, was sie so erwartet und vor allem, von einer Deutschen zum Essen eingeladen zu werden, ist ja für die Italiener auch schon so ein Erlebnis an sich.
Ich hatte auch unterschätzt, was es heißt für 10 Personen genügend Spargel mitzubringen und zu schälen! Am Ende habe ich 6 kg Spargel auf dem Isemarkt in HH gekauft, zu Hause in HH mühsam geschält (denn jedes Gramm zählt ja nachher beim Handgepäck-Abwiegen bei Ryanair) und dann in nasse Tücher gewickelt.
Zu dem weißen Heidespargel hatte ich dann noch 2 kg dick geschnittenen Heideschinken gekauft und sogar noch 2 Pakete deutsche Markenbutter – (dazu muss man wissen, dass die Butter hier in Italien kaum zu vergleichen ist geschmacklich mit der guten alten deutschen Markenbutter).
Schlau wie ich war, hatte ich dann auch noch meinen Spargelkochtopf eingepackt und hoffte, dass das alles unter 10kg Handgepäck sein würde.
Leider hatte ich mal wieder die unfreundlichen und strengen Flughafen-Mitarbeiter (Ryanair) in Lübeck unterschätzt, denn ich hatte 11 kg – also 1 kg zu viel – und musste entweder Gepäck aufgeben für 25 Euro oder aber etwas zurücklassen.
Mein Mann und ich hatten uns vorher schon überlegt, dass wir im Notfall zurück zum Auto rennen und einige Sachen einfach in unserem dort geparkten Smart legen, damit wir ja kein Übergepäck zahlen müssen. Damit sind dann der Topf und die Butter auf der Strecke, d.h. in Lübeck am Flughafen im Auto, geblieben.
Der Flughafenangestellte hat mich beim Durchleuchten des Gepäcks dann auch nur verständnislos anschaut und gesagt „ ist das etwa alles Spargel, den sie nach Italien mitnehmen wollen“?
Am nächsten Abend stieg dann der große Spargel-Abend bei uns in der Wohnung in der Toskana mit all unseren Nachbarn. Es wurde super lustig und spät, alle waren begeistert von dem deutschen Spargel und Schinken (zumindest haben sie so getan) und dem Lübecker Marzipan zum Nachtisch… aber was wir total unterschätzt hatten, war der Alkoholkonsum!
Normalerweise trinken die Italiener gerne, aber nie so viel wie die Deutschen…. aber an dem Abend, wir waren zu 10t. – haben wir doch tatsächlich 12 Flaschen von dem köstlichen Barolo Riserva 2001 und Barbera Rotwein von unseren Freunden, den Produzenten Alessandro und Gian Natale Fantino sowie den tollen Barbaresco und Dolcetto von Renato Fenocchio ausgetrunken, all unsere Vorräte und Lieblingsweine aus dem Piemont! (diese Weine sind absolute Geheimtipps und Preis/Leistung ist sensationell!!!)
Zum Glück mussten alle nur noch in ihre Wohnungen im selben Haus wanken.
Es war aber unvergesslich und lustig und wir haben wieder viel über die Italiener gelernt…sie sind wirklich anders und es hat sich wiedermal bestätigt „Italy is different“. Aber dazu mehr beim nächsten Mal. Ciao ciao.
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