450 kg ergaben 59 Liter bestes reinstes toskanischen Olivenöl. In diesem Jahr kann ich sogar sagen, dass in mindestens 25 Litern davon, mein „eigener Schweiß und meine ganze Liebe“ drinstecken, natürlich nur im übertragenen Sinne. Denn ich habe zum ersten Mal, seitdem ich hier in der Toskana lebe, für 2 Tage meinen Freunden bei der Olivenernte geholfen.
Da die Minimummenge, die man zu einer Ölpresse bringen kann, bei 300 kg liegt, und es in den letzten zwei Wochen viel geregnet hatte, und meine Freunde an diesem Samstag einen Termin bei der Ölmühle (auf italienisch „dem Frantoio“) gebucht hatten, mussten in den letzten 2 Tagen bei herrlichem Sonnenschein so viele Oliven wie möglich in möglichst kurzer Zeit gepflückt werden. Was ich nicht begreifen kann, ist, dass der Frantoio (Ölmühle) doch tatsächlich in seiner absoluten Hochsaison am Sonntag geschlossen hat. Das war im vergangenen Jahr nicht so, in diesem Jahr hat er einfach entschieden, sonntags einen Ruhetag einzulegen. Und dass, wo er doch nur maximal 2 Monate Saison hat, unverständlich, finde ich. Das zeigt doch, dass er es nicht mehr nötig hat. Kein Wunder, denn für jede 10Kg Oliven, die gepresst werden, kassiert er ca. 1,80 Euro. Immerhin ist es eine traditionelle Steinmühle, die die Oliven zermahlt.
Olivenernte ist eine harte Arbeit: Pfluecken von Hand
Eine Menge von 300 kg Oliven entspricht etwa Oliven von 10 Olivenbäumen. Das klingt zwar total wenig, dachte ich auch, wenn man aber mal einen Olivenbaum allein gepflückt hat, dann weiß man, was das heißt. Ich habe am nächsten Tag Muskeln gespürt, von denen ich gar nicht wusste, dass sie existieren. Man pflückt wirklich per Hand. Das heißt, die Oliven, die man mit den Händen erreicht, pflückt man per Hand und die Oliven im oberen Bereich des Baumes werden dann mit einer Art Hake herunter gekämmt. Das ist das Anstrengendste, denn man muss unentwegt nach oben gucken und bekommt nach einer Weile Nackenschmerzen. Wir haben zu dritt für einen Baum etwa 1 Stunde gebraucht.
Oelmuehlen in der Toskana im November ausgebucht
Zum Glück war das Wetter ein Traum, die Sonne schien bei 20 Grad vom knappblauen Himmel und wir hatten unseren Spaß. Die Mama meiner Freundin ist extra aus England angereist, um uns zu unterstützen und so gab es viel zu erzählen und lachen, während wir eifrig vor uns hinpflückten.
Da die Zeit der Olivenernte in der Toskana im November ist, sind natürlich alle Ölmühlen der Umgebung hoch frequentiert und ausgebucht. Egal, wo man im Augenblick in der Toskana hinschaut, überall sind Netze ausgelegt und alle sind eifrig am Pflücken und Sammeln. Daher ist es nötig, sich vorher bei der Ölmühle anzumelden, um auch sicherzugehen, dass die Oliven gepresst werden. Gepflückte Oliven sollten maximal 1 Woche stehenbleiben, länger würde ihnen nicht guttun und sie würden weich und matschig werden und an Aroma verlieren. Leider haben wir längst nicht alle Bäume pflügen können, meine Freunde haben 60 Olivenbäume. Wenn das Wetter mitspielt, wird es im Dezember noch mal eine zweite Pflückaktion geben. Es wäre ja zu schade, wenn man nicht alle Oliven pflückt, um dieses köstliche toskanische, leicht würzige, toskanische Olivenöl herzustellen.
Jeder Olivenbaum traegt eine andere Art von Oliven
Es gibt unterschiedliche Aussagen über die Ernte in der Toskana in diesem Jahr, einige sagen, es gibt wenige Oliven, andere meinen, es gibt viele Oliven, aber die Ölmenge sei im Verhältnis zu niedrig. Keiner kann dies allerdings richtig erklären. Meine Freunde waren mit ihrer Ausbeute zumindest happy. Komischerweise sind einige Bäume voll mit großen grünen und andere voll mit kleinen schwarzen Oliven. Angeblich sind das alles unterschiedliche Sorten. Die grünen Oliven geben den würzen Geschmack, sie sind viel intensiver als die schwarzen.
Wenn ich dann dieses leckere, kräftige, intensiv grüne Olivenöl (das ganz frische Olivenöl hat eine intensive grüne Farbe und wird mit der Zeit blasser) auf mein Brot träufle oder über den Salat, dann kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass sich die Arbeit des Pflückens gelohnt hat, denn es ist ein unvergleichlicher Genuss frisches selbstgepflücktes Olivenöl zu verkosten..
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Hallo!
Ich möchte Ihnen nicht die Freude nehmen an Ihrem ersten Olivenöl, muss aber dennoch ein paar Sachen richtig stellen.
Oliven sollten innerhalb weniger Stunden nach der Ernte in die Mühle kommen. Direkt nach der Ernte fängt schon die Fermentierung an und damit ein großer Qualitätsverlust. Eine Lagerung von sogar einer Woche kann alle Mühe zunichte machen.
Die größten Fehler werden aber bei der Mühle selber gemacht. Hier ist absolute Hygiene notwendig und der gesamte Ablauf sollte ohne jeglichen Kontakt des Ölbreis und des Öls selber mit Sauerstoff geschehen. Und das sind nur zwei der wichtigen Kriterien. Die sind bei einer traditionellen Mühle mit Steinmahlwerk nicht gegeben. Eine solche Mühle mag zwar schön nostalgisch sein, sie wird aber niemals ein wirklich hochwertiges Olivenöl produzieren können.
Wenn dann tatsächlich auch noch 1,80 € pro Kilo Oliven verlangt werden, sollten Sie sich nächsten Jahr ganz dringend nach einer moderneren Mühle umsehen. Allerdings bin ich mir sicher, dass sie da etwas missverstanden haben. Bei 450 kg Oliven hätten Sie 810 € bezahlt, was bei 59 l einen Literpreis von 13,73 € bedeuten würde. Wohlgemerkt lediglich für die Pressung. Das kann nicht sein.
Ein Ausbeuteverhältnis von 5-7:1 (Oliven:Öl) ist in der Toskana normal. Sie liegen unwesentlich darunter.
Hauptsache allerdings ist, dass Ihnen Ihr Olivenöl schmeckt.
Mit besten Grüßen
Agis Stamos
olivenoel-quelle.de
Vielen Dank für die Hinweise. Mit den kg Preisen hatten Sie Recht, da habe ich mich um eine `0´Stelle vertan, vielen Dank. Über die Art der Produktion läßt sich sicherlich lange streiten, daher lohnt es sich nicht, jetzt alles zu widerlegen 🙂 Meine Freunde machen bereits seit 5 Jahren köstliches Öl, in der Gegend in der Toskana wird eines der besten Olivenöle hergestellt und die Produktion ist bei fast allen, wie bei mir beschrieben. Also, so falsch kann das nicht sein. Steinölmühlen werden seit 100ten von Jahren verwendet und haben köstliches sehr hochwertiges Olivenöl produziert, warum also soll das nun nicht mehr so sein. Egal…..unser Öl schmeckt fantastisch und viel würziger und besser als „“industriell“ gefertigtes und es steckt ja vor allem unsere Leidenschaft und Liebe zu den Oliven drin :-)….aber letztlich ist alles Geschmackssache. Danke dennoch für die Hinweise. R