Heute gibt es ausnahmsweise mal einen Exkurs ins Piemont. Neben der Toskana meine absolute Lieblingsregion in Italien. Seit über 12 Jahren fahren wir nun schon 2-3 Mal im Jahr für ein längeres Schlemmer-Wochenende ins Piemonte. (Länger geht es auf keinen Fall, das erkläre ich später in einem anderen Bericht).
Präzise gesagt ins Langhe Tal, wo die Dörfer Barolo, Montforte d´Alba, La Morra etc. liegen. Es ist dort bezaubernd schön, wesentlich rauer als die Toskana, aber ein ganz eigener Scharm. Das Langhe Tal ist berühmt für die guten Weine wie z.B. Barolo und Nebbiolo und den weißen Alba Trüffel.
Im Herbst leuchten die Blätter der verschiedenen Weinreben (die typischen Trauben der Region: Barbera, Nebbiolo und Dolcetto) in allen möglichen Rot-, Rost- und Orangetönen. Wunderschön. Die Menschen dort sind sehr eigen. Wir vergleichen die „Piemonteser“ immer mit den Friesen. Ein wenig verschlossen und oft muffelig wirkend, aber wenn man sie dann mal kennenlernt, dann öffnen sie ihr Herz und werden Freunde.
So ist es uns auch beim ersten Mal ergangen, als wir dort waren. Ich hatte meinem Mann zum Geburtstag ein Trüffelwochenende im Piemont im Oktober geschenkt. Hotel, Flug, Auto, alles hatte ich vorher gebucht. Ich hatte mir auch eine Liste mit Restauranttipps mitgenommen, die ich in der Zeitschrift Feinschmecker gefunden hatte. Ich war also gut vorbereitet, dachte ich zumindest.
Als wir dann in unserem Hotel „Castello di Novello“ in Novello ankamen und ein richtig schönes, kitschiges Zimmer in diesem „Schlosshotel“ bezogen hatten, begann ich mit dem Abtelefonieren der Restaurants für unser geplantes Trüffelessen (der weiße Trüffel ist einzigartig und sehr aromatisch und es gibt ihn in Italien nur im Piemonte und in San Miniato, Toskana).
Nachdem ich bei 3 Restaurants nur ein mitleidiges Lachen am anderen Ende der Leitung hörte mit dem Hinweis, ob ich nicht wüsste, dass jetzt Hauptsaison sei und man Wochen im Voraus den Tisch reservieren müsse, war ich völlig frustriert.
Auch mein Mann fing schon ein wenig an zu nerven und unruhig zu werden, schließlich war das ja sein Geburtstagsgeschenk und er hatte Riesenhunger. Und wenn wir beide Hunger haben, dann kommt es leicht zum Streit 🙂 .
Ich ging dann völlig verzweifelt zur Rezeption und erzählte der Eigentümerin des Hotels meine Geschichte und meinen Frust und bat um Hilfe. Sie überlegte kurz und erklärte mir dann, sie habe in ihrem Restaurant gerade eine große Hochzeitsgesellschaft und wenn wir mögen, könnten wir uns in einen kleinen Nebensaal setzen und dann das gleiche Menue wie die italienische Hochzeitsgesellschaft essen. Ich überlegte nicht lange und sagte freudestrahlend ja.
Ich holte meinen hungrigen Mann aus dem Zimmer und wir gingen runter in einen wunderschönen kleinen Saal mit bemalten Wänden und einem Riesen-Esstisch in der Mitte und warteten neugierig, was denn nun kommen würde. Ich kann euch jetzt und hier gar nicht aufzählen, was uns alles serviert wurde, aber es waren 14 Gänge, davon fast alle mit Trüffel und einer leckerer als der andere.
Dazu haben wir dann einen hervorragenden Barolo von Eraldo Viberti aus La Morra getrunken (und einen Barbaresco von Renato Fenocchio) und waren glücklich. Wir sind zwar fast geplatzt nach diesem üppigen und vorzüglichen Lunch aber es hat sich gelohnt.
Wir haben übrigens danach 24 Stunden!!! nichts mehr essen können (und wer uns kennt, weiß, dass das eine Leistung ist 🙂 ). Nun bekam ich natürlich ein wenig „Angst“, was mich denn der Spaß kosten würde, ich hatte schließlich gar nicht mehr gefragt. Als ich am Ende die Rechnung von 50 DM pro Person bekam all inklusive, war ich total happy und positiv überrascht, bei dem Trüffel-Essen und den edlen Rotweinen. Italy oder diesmal das Piemont ist eben different!
P.S. Übriges, die Hotelbesitzer „Giusi und Maurizio“ sind inzwischen unsere Freunde geworden und wir haben sogar unsere Hochzeitsnacht in dem Hotel Castello di Novello verbracht, ein Geheimtipp für ein romantisches Schlemmerwochenende.
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