Es ist wirklich etwas Besonderes wieder in der Toskana, in Vicopisano, angekommen zu sein. Obwohl es immer noch extrem heiß ist, und man es bis mindestens 17 Uhr nur in den eigenen vier Wänden mit geschlossenen Fensterläden aushält, so ist es einfach eine besondere Stimmung hier in Italien, in unserer zweiten Heimat.

Zum Beispiel ist das Einkaufen hier meistens ein Erlebnis für sich. Heute hatten wir uns vorgenommen alles für ein „deutsches“ Essen einzukaufen, damit wir heute Abend unsere italienische Freunde überraschen können. Wir haben uns für „Roastbeef“ mit Bratkartoffeln entschieden (nun ja, ob das soooo deutsch ist, weiß ich nicht, und ob es bei den Temperaturen das ideale Dinner ist auch nicht,… aber was soll´s).

Roastbeef in Italien

So hat sich mein Mann im Internet genau rausgesucht und dann ausgedruckt, welches Fleisch, von welchem Teil des Rindes, wir für Roastbeef brauchen. Mit diesem Zettel bewaffnet sind wir dann zu unserem Lieblingsschlachter „Testi“ nach Vicopisano gefahren. 

halbe Kuh auf dem Schlachtertisch in Vicopisano

halbe Kuh auf dem Schlachtertisch in Vicopisano

Nach fröhlicher Begrüßung – wir haben uns schließlich fast 2 Monate nicht gesehen – holte mein Liebster dann den Zettel aus seiner Tasche und zeigte ihn dem Schlachter. Dieser grinste und wusste aber sofort, was wir meinten: „sotto noce“ so nennt man das Teil hier von dem Rind, bei uns würde man Lende sagen (hier ist es übersetzt „unter der Nuss“).

Er zog sich darauf hin erstmal eine dicke Jacke an und verschwand daraufhin im Kühlraum. „Devo prendere la Bestia“ meinte er nur  (er müsse erstmal das „Viech“ holen). Zurück kam er mit einer halben Kuh am Haken, die er erstmal auf den Tisch knallte.  Dann zeigte er uns den Teil, den er nun rausschneiden werde und verschwand wieder für 10 Minuten in der Küche. Dann kam er freudestrahlend wieder und meinte, dass sei nun genau das Stück, wie wir es auf dem Foto gezeigt hätten. Es sah sogar noch besser aus.

Roastbeef vom Schlachter Testi, Vicopisano

Roastbeef vom Schlachter Testi, Vicopisano

Wir haben dann 1.5 kg gekauft und uns vom ihm noch ein Rezepttipp geben lassen. Wir werden aber das Roastbeef bei niedriger Temperatur garen, d.h. kurz von jeder Seite anbraten und dann 4 Stunden bei 90 Grad im Ofen langsam garen lassen. Das ist uns schon zwei Mal hervorragend gelungen…allerdings in Deutschland 🙂 .

Dann ging es schnell zum kleinen Wochenmarkt auf der Piazza in Vicopisano, wo ich Kartoffeln kaufen wollte. Ich bestellte 2 kg Kartoffeln und daraufhin wurde mir eine Kiste mit 6 kg gereicht. „Kostet nur 2 Euro, nimm alles“, meinte der Marktverkäufer. Nach langem hin und her, er wollte mir partout die 6 kg verkaufen, habe ich ihm ironischer weise erklärt, auch wenn ich Deutsche sei, so würde ich dennoch nicht den ganzen Tag Kartoffeln essen und ich brauche wirklich nur 2 kg. Darauf lachten alle am Stand ich bekam eine Tüte mit 3 kg für 1 Euro. War aber letztlich nicht einfach, …aber lustig.

Nun machen wir uns an die Vorbereitung des Roastbeefs und der Bratkartoffeln und vor allem an die Remouladen Soße. Kennt hier in Italien leider auch keiner, so dass ich nun eine selber machen muss. Auch dafür musste ich mir erstmal das Rezept von meiner Freundin besorgen. Alles schön und gut, aber es gibt hier in Italien auch keine Creme Fraiche oder Dill, wie es im Rezept steht. Nun muss ich einfach improvisieren und hoffe, dass es schmeckt… aber am Ende haben wir genug guten Wein und das hilft letztlich immer 🙂 . Wir werden natürlich unseren Lieblingswein von Alessandro Fantino anbieten, erst den Barbera 2006 und dann den Barolo 2001.

Drückt die Daumen, dass es klappt, ich werde berichten. Ciao.

1 Tag danach: das Essen ist hervorragend gelungen, das Roastbeef war rosa und super zart, die Bratkartoffeln mit Speck und Zwiebeln knusprig und sogar die Remouladen Soße war ein großer Erfolg. Nun hat mein Mann den Rest (es sind bestimmt noch 500 Gramm vom Fleisch übriggeblieben) im Flieger bei Ryanair im Handgepäck mit nach Deutschland genommen… 🙂

Kleiner Übersetzungshelfer:

  • Vitello -Kalb
  • Manzo – Rind
  • Noce – Nuss
  • Patate – Kartoffeln
  • Patate al Forno – Ofenkartoffeln
  • Prezzemolo – Petersilie
  • Aneto – Dill
  • Salsa – Sosse
  • Tedesca – Deutsche
  • Bestia – Vieh oder Tier oder Viech (kein Schimpfwort)

Mehr Italien-Geheimtipps zum Thema: