Bella Italia: ti amo e ti odio…das heißt so viel wie „Schönes Italien: ich liebe und ich hasse dich“ – aber meistens liebe ich dich doch…
Manchmal bin ich hin- und hergerissen zwischen meiner Liebe und Leidenschaft zu Italien und einer Art „Genervtsein“ und „Unverständnis“. So wunderschön das Land ist, so unverständlich sind die vielen Gegensätze, die einem im täglichen Leben in Italien begegnen.

Ich habe mich heute mal auf 3 Punkte konzentriert (weitere folgen), die meine widersprüchlichen Gefühle gegenüber Italien und den Italiener in den letzten Wochen ausdrücken sollen. Dies sind nur ein paar Beispiele aus den letzten Monaten meines Aufenthaltes in Italien, die mich immer wieder mal daran zweifeln lassen, warum ich eigentlich hier lebe und warum dies mein ganzes Leben mein Traum war…und ich dennoch hier nicht weg möchte…
Übrigens können viele meiner italienischen Freunde auch nicht verstehen, wie ich als Deutsche in Italien leben kann und möchte. Der Italiener an sich ist nämlich ständig am Meckern und Beschweren über sein Land (=lamentare heißt das auf Italienisch) und kann überhaupt nicht verstehen, wie eine Deutsche es in Italien aushält und nicht lieber im sauber und geordneten „Merkel Land“ leben möchte.

Hier ein paar Beispiele zum meinem „odio e amore“ für Italien

1) die italienische Bürokratie:

ich habe noch nie ein Land erlebt, indem die Bürokratie alles erschlägt und lahmlegt. Überall muss man sich persönlich anmelden, leider geht online oft nichts, sondern man muss persönlich vorbeigehen oder anrufen. Dann muss man ständig alle Dokumente als Kopie beilegen und nach Wochen dann nochmal telefonisch nachhalten, weil doch nichts geklappt hat. Dies betrifft Anmeldung von Strom, Gas, Müllentsorgung, Autoanmelden, Wohnsitz an- oder ummelden, Strafzettel bezahlen, usw. Kleiner Hinweis, „Vorsicht“, die Stromrechnungen oder Gasrechnungen sind oft geschätzt oder falsch, und dann so hoch, dass man viel zu viel bezahlen muss. Eh man dann richtig gestellt hat, was der tatsächliche Konsum ist, hat man mehrere Mahnungen und Telefonate mit der Service Line hinter sich.

Viele Rechnungen kann man nur direkt bei der Post bezahlen, dort steht man dann mindestens 30-60 Minuten in der Schlange (wenn man Glück hat), um dann eventuell sogar wieder weggeschickt zu werden, da der Computer ausfällt oder ein Dokument fehlt oder oder…
Ich bin gerade umgezogen innerhalb Italiens und habe Stunden oft Tage damit verbracht, zur Gemeinde zu gehen, mich dort auszuweisen, anzumelden, umzumelden, Strom und Gas Zählerstände abzulesen, durchzugeben usw.
Strafzettel für zu schnelles Fahren oder Parken in Italien muss man so schnell es geht in einem autorisierten Tabakladen bezahlen oder (ausnahmsweise) sogar online. Wenn man innerhalb der ersten 5 -7 Tage bezahlt bekommt man sogar einen Rabatt. VORSICHT: Parktickets werden auch nach Deutschland nachgeschickt (manchmal dauert das bis zu einem Jahr), aber sie kommen, und dann sind sie oft mindestens doppelt so hoch, als wenn man sie vor Ort in Italien sofort bezahlt hätte.

2) die italienische Langsamkeit – immer schön con calma:

Eigentlich kann das auch eine ganz schöne Eigenschaft sein, wenn man z.B. im Urlaub ist, man Entschleunigt. Wenn man aber zur Arbeit muss oder von der Arbeit kommt, oder einfach nicht viel Zeit hat, so wird man wahnsinnig. Nie unter Zeitdruck in Italien in einen Supermarkt zum Einkaufen gehen. Die Langsamkeit und Redseligkeit an der Kasse bringt jeden, der es eilig hat, zur Verzweiflung. Nur scheinen es die Italiener nicht oder nur selten eilig zu haben. (Nur beim Autofahren hat man den Eindruck, die Italiener haben es ständig eilig). An der Kasse wird dann erstmal über irgendwelche Familiengeschichten gequatscht, über Vorkommnisse aus dem Ort, Kinderfotos ausgetaucht, über das Wetter diskutiert etc. – das Geld wird erst aus der Tasche geholt, wenn alle Einkäufe langsam in den Tüten und Taschen verstaut sind, dann wird nach der Geldbörse gesucht und dann langsam das Geld abgezählt.

Wunderschöne Toskana Italien

3) charmant sein können sie aber, die Italiener:

Auf der anderen Seite sind die Italiener oft so charmant und wickeln mich einfach um den Finger. Dann reicht ein „ciao bella bionda“ (=Hallo hübsche Blondine oder „ciao meravigliosa“ (hallo meine Wundervolle) oder „Signora, lei ha occhi stupendi“ (=Sie haben wunderschöne Augen, Signora).

Italiener wissen einfach, wie sie Frauen charmant behandeln und um den Finger wickeln. Immer ein fröhliches Lächeln, ein netter Spruch, ein Autohupen oder eine kleiner Plauderei, und schon weiß ich wieder, warum ich in Italien so gerne lebe. Die Italiener sind einfach hinreißend charmant und oft unwiderstehlich. Ich finde es z.B. extrem lustig, aber auch liebenswert, dass sich alles ums Essen und Trinken dreht- selbst die italienischen Männer reden sehr oft über Rezepte, Restaurants, gute Weine etc.

Auch die italienische Sprache, die romantisch und emotional ist, klingt in meinen Ohren immer wie eine Poesie. Mein 65 Jahre alter Gärtner z.B. ist ein wahrer Poet – er hat immer ein Gedicht oder Zitat auf Lager, das er mir strahlend erzählt wenn er mich sieht. Einfach rührend- das eben liebe ich so an Italien.

Weitere „Amore & Odio“ Geschichten folgen demnächst….

Mehr Italien-Geheimtipps zum Thema: