…ähnlich wie in der Post, ist auch der Supermarkt in Italien ein Ort der Kommunikation.

Wenn ich nur schnell etwas besorgen will und nicht lange Zeit habe, dann darf ich nicht in den Supermarkt gehen…. Wenn ich genau darüber nachdenke, darf ich dann in Italien nirgendwo hingehen… 🙂

Es ist unglaublich, wie lange ich teilweise bei der Wurstabteilung anstehen muss (nachdem ich meine Nummer gezogen habe, die mir sagt, wann ich dran bin). Es werden dann neben den 100 Gramm Schinken oder Mortadella natürlich auch die aktuellsten Rezepte ausgetauscht, über die Nachbarn getratscht und und und…

… und in allen Details beschrieben, wie denn das heutige Angebot des Prosciutto Toscano (Roher Schinken aus der Toscana für 10 Euro !!!! das kg) sich unterscheidet von dem „Nicht-Angebot“ und den anderen Schinken.

Inzwischen habe ich auch gelernt und selbst probiert, dass der Toskanische Schinken, der so viel günstiger ist als der Prosciutto San Daniele oder Parma, genauso gut schmeckt, wenn nicht sogar besser.
Er ist nur einfach nicht so bekannt (weniger Marketing :-)), und das macht ja beim Preis manchmal viel aus, wie wir Marketing „Profis“ wissen :-).

Und wie sagte die Verkäuferin heute, er ist ein wenig „dolce“ (was eigentlich süß heißt), damit will sie aber nur ausdrücken, dass er eher milde schmeckt, ….und das stimmt! Lecker, lecker!

Meistens ändere ich dann während ich warte meine Einkaufsliste, da ich aufgrund der Erzählungen und Rezepte dann auf etwas anderes Appetit bekomme, als ich mir ursprünglich vorgenommen habe. Flexibilität in Italien ist einfach alles.

Neben den längeren Aufenthalten an der Wursttheke muss man sich vor allem auf lange Wartezeiten an der Kasse einstellen. Selbst, wenn nur 1 oder 2 Italienerinnen vor mir stehen, weiß ich inzwischen, das kann dauern. Nicht nur, dass ihre Einkaufwagen bis oben hin gefüllt sind, nein, die Kasse ist wiedermal ein Ort der Kommunikation….

Es wird wirklich an der Kasse beim Einscannen und Einpacken über alles gequatscht, sogar die letzten Fotos von den Enkelkindern rausgeholt. Das wäre ja noch nicht das Schlimmste, aber wenn die Kassiererin dann den zu bezahlenden Betrag sagt, packt die Kundin erstmal weiter in aller Ruhe ein, als ob sie das gar nicht gehört hätte.

Ich kenne das so aus Deutschland und von mir, dass ich mein Portemonnaie schon in der Hand habe und schon auf das Bezahlen vorbereitet bin. Sobald ich den Betrag erfahre (oft sogar schon vorher – effizient wie wir Deutschen nun mal sind :-)), zücke ich das Geld und zahle und parallel packe ich weiter schnell ein… bloß keine Zeit v erlieren…(das hat man uns ja bei Aldi und Penny usw. beigebracht).

In Italien wird erstmal in aller Ruhe alles eingepackt, und wenn wirklich alles in den Tüten verstaut ist (meist sind es ja Großeinkäufe und das dauert dann wirklich…), erst dann wird nach dem Portemonnaie gesucht und es dann langsam aus der Tasche gezogen, meistens haben sie dann noch zwei verschiedene Portemonnaies, eines für die Scheine und eines fürs Kleingeld. Dann wird in aller Ruhe abgezählt und bezahlt – zwischendurch aber auch noch weitergeredet.

Was noch lustig ist, der Betrag wird in Italien meistens abgerundet an der Kasse. Das liegt daran, dass die Italiener Kleingeld nicht mögen. Es wird also nie eine Summe wie z.B. 13,42 Euro bezahlt, sondern dann 13,40 Euro. Egal, wo man einkauft. Ist schon lustig. (Ich möchte nicht wissen, wie sie am Abend die Gesamtabrechnung machen.)

Am Anfang habe ich dann immer gedacht, naja, dann muss ich beim nächsten Mal die Differenz zahlen, da die Kassiererin jetzt vielleicht kein Kleingeld hat, …falsch gedacht…das ist einfach so… also, in Italien immer schön „con calma“, und dann kommt man viel entspannter durchs Leben, es fällt mir immer noch echt schwer.

P.S. Wenn die Italiener doch auch beim Autofahren ein wenig mehr „con calma“ zeigen könnten 🙁

Aber Italy ist nun mal different.

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